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US-Zölle: Auswirkungen auf den deutschen M&A-Markt

15 Mai 2025 | Blog

US-Zölle: Auswirkungen auf den deutschen M&A-Markt

US-Präsident Donald Trump stellt mit seiner Zollpolitik die bisherige globale Wirtschaftsordnung in Frage. Die Folgen werden auch auf dem deutschen M&A-Markt zu spüren sein: Die Unsicherheit könnte zu weniger Transaktionen führen und die Risiko- sowie Chancenanalyse komplexer machen. Akteure, die Unsicherheit gezielt steuern und auf belastbare Daten zurückgreifen, sind besser aufgestellt, um im aktuellen Umfeld zu agieren.

Erster Effekt: M&A-Deals geraten unter Druck

In den kommenden Monaten wird die Zoll-Unsicherheit die strategische Neuausrichtung von Unternehmen in Deutschland mit großer Wahrscheinlichkeit ausbremsen. Im Zuge dessen ist davon auszugehen, dass Unternehmen weniger Appetit auf M&A-Deals haben werden, und das über alle Transaktionsgrößen hinweg.

Dafür sind zwei Faktoren verantwortlich. Erstens wird die US-Zollpolitik als Handelshemmnis wirken, wodurch das internationale Geschäft vieler produzierender Unternehmen in Deutschland ins Stocken gerät – mit negativen Folgen für deren Umsatz. Zweitens könnte die Zollpolitik die Inflation in vielen Ländern anheizen. Als Folge könnte der Druck auf Zentralbanken steigen, die Zinsen zu erhöhen – und damit würden auch die Finanzierungskosten von M&A-Deals steigen. Beide Faktoren machen M&A-Transaktionen für Unternehmen kurzfristig unattraktiver, urteilt Datasite.

Die Folge: Unternehmen treten bei M&A-Transaktionen auf die Bremse. Denn selbst wenn Trump in Sachen Zollpolitik weiter zurückrudert, ist das Vertrauen erstmal erschüttert. Unternehmen und Finanzinvestoren werden zögern, weil nicht absehbar ist, wie stabil die Situation mittelfristig bleibt.

Zweiter Effekt: Die Komplexität von M&A-Deals steigt

Bei M&A-Transaktionen zählt Planungssicherheit. Wenn zentrale Faktoren eines Deals wie etwa Handelsbedingungen plötzlich infrage gestellt werden, geraten die Grundlagen von Bewertungsmodellen ins Wanken.

Für die aktuelle Situation bedeutet das: Die US-Zollpolitik wird die Art verändern, wie Transaktionen bewertet werden. Zudem dauern Prozesse länger, werden aufwendiger und für alle Beteiligten anstrengender. Denn viele Annahmen, die noch vor wenigen Wochen galten, müssen jetzt neu überdacht werden.

Die daraus folgenden Verzögerungen betreffen sowohl bereits laufende Transaktionen als auch neu angestoßene Deals. Denn wenn ein Unternehmen stark vom US-Markt abhängt und plötzlich Zölle drohen, dann müssen Käufer ganz neu kalkulieren – selbst wenn die Due Diligence schon fast abgeschlossen war.

Diese Situation könnte für Private-Equity-Firmen besonders relevant sein. Sie spüren Investitionsdruck, gleichzeitig werden Deals aber komplexer, langwieriger und damit unattraktiver.

Jetzt entstehen Chancen – für alle, die sich trauen

So groß die Herausforderungen aktuell sind, so groß sind auch die Gelegenheiten, meint Markus Schiller, Head of DACH und CEE bei Datasite: „Wer sich nicht von der Schockstarre erfassen lässt, kann jetzt profitieren.“ Denn durch die Unsicherheit entsteht ein Käufermarkt – vor allem für strategische Investoren, die sich gezielt auf die neue Situation einstellen, statt lange abzuwarten. „Viele potenzielle Käufer von Unternehmen halten sich zurück. Wer schnell agiert, sichert sich jetzt Assets, die in stabileren Zeiten hart umkämpft wären.“

Allerdings gilt in der aktuellen Situation ganz besonders: Nicht jeder Deal ist ein guter Deal. „Entscheidend ist, ob das Geschäftsmodell auch unter den neuen politischen Bedingungen tragfähig ist“, urteilt Schiller. „Was zählt, ist Profitabilität – und die Fähigkeit, auch unter schwierigen Bedingungen zu bestehen.“ Belastbare Daten sind als Grundlage dafür von entscheidender Bedeutung.

Besonders attraktive Einstiegsmöglichkeiten ergeben sich in Branchen, die sich ohnehin im Umbruch befinden:

  • Pharma und Biotech, wo viele innovative Unternehmen regulatorisch und finanziell an Grenzen stoßen.
  • Automobil, wo die Transformation hin zu Elektromobilität neue Marktsegmente und Lieferketten entstehen lässt.
  • Tech und IT, wo Kapitalmangel bei kleineren Unternehmen zu neuen Verkaufsanreizen führt.
  • Industrie und Infrastruktur, wo vor allem Segmente mit Bezug zur Energiewende im Umbruch sind.

Schiller schlussfolgert: „In diesen Märkten suchen viele Unternehmen aktuell nach neuen Eigentümern, Partnern oder frischem Kapital – und sind bereit, bei Bewertung und Timing Zugeständnisse zu machen.“

Kurzfristig weniger abgeschlossene Deals, aber Chancen überwiegen

Die US-Zollpolitik drückt die Zahl der M&A-Transaktionen und macht die Analyse von Chancen und Risiken komplexer. Damit schlägt die Stunde unerschrockener, strategischer Investoren, die sich schnell aus der Schockstarre lösen und den so entstandenen Käufermarkt nutzen: Wer mit Unsicherheit umgehen kann und die richtigen Daten zur Hand hat, wird von der aktuellen Lage profitieren.